Bei sehr langen, trocknen und heißen Sommern sind die Bedingungen für den Borkenkäfer optimal. Diese kleinen, aber gefährlichen Käfer können viele Baumarten und sogar ganze Waldflächen angreifen und diesen schwer zuzusetzen. In Europa gibt es um die 150 Borkenkäferarten. Diese werden, je nach Brutraum, in Rinden- und Holzbrüter unterteilt. Durch den Befallort und die Form der Fraßgänge kann die Borkenkäferart bestimmt werden.
Im Normalfall können sich gesunde Nadelbäume durch ihren Harzfluss gegen solche Angriffe wehren. Aus diesem Grund greifen die Borkenkäfer geschwächte oder tote Bäume an. Findet aber ein Massenaufkommen dieser Käfer an einen gesunden Baum statt, kann selbst dieser den Angriff nicht standhalten, da die Zerstörung sowie die Schädigungen von wichtigen Gewebeteilen zu groß sind. Dazu besitzen die Borkenkäfer ein enormes Vermehrungspotenzial und bringen in einem Jahr mehrere Generationen (zwei bis drei) von sogenannten Geschwisterbruten hervor.
Die gefährlichsten Borkenkäferarten sind der Buchdrucker und der Kupferstecher. Diese nutzen vor allem Fichten als Aufzuchtort ihrer Brut. Der Buchdrucker befällt den unteren Stammteil der Fichte und ist meist schnell zu erkennen. Hingegen befällt der Kupferstecher den obersten Teil des Baumes oder sogar junge Bäume, denn hier finden die Käfer dünne Rinde für ihre Brut. In diesen Fall wird meistens erst zu spät der Befall erkannt.
Befallkennzeichen am Baum
Die typischen Befallkennzeichen eines Borkenkäfers am Baum sind:
- Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm
- braunes und / oder helles Bohrmehl auf der Rinde und am Stammfuss
- helle Flecken (Spiegel) auf der Rinde
- abfallen von größeren Rindenstücken
Abbildung 2
- Rötungen und Abfallen der Nadeln
- artspezifische Fraßbilder unter der Rinde
Befallsverlauf
Die Borkenkäfer werden bei einer Außentemperatur von 16°C aktiv und suchen sich ab April einen geeigneten Baum für ihre Brut. Dabei können sich starke und vitale Bäume durch ihren Harzfluss gegen solch einen Angriff wehren. Sind aber die Lebensbedingungen des Baumes nicht ideal, durch zum Beispiel hohe Temperaturen, Trockenheit oder einen falschen Standort, steht dieser Baum unter Stress. Dies hat zur Folge, dass der Baum den Angriff des Borkenkäfers nicht mehr standhalten kann. Auch Bäume, die durch Stürme gefallen sind, begünstigen das Ausbreiten des Borkenkäfers.
Im natürlichen Waldgefüge schaffen diese Käfer Platz für junge Bäume, indem sie einzelne und schwache oder umgestürzte Bäume zum Absterben bringen. Dadurch dringt mehr Licht zum Boden und steigert somit die Naturverjüngung. Besteht aber eine Waldfläche nur aus Fichten, auch Reinbestand genannt, kann es zu extremen Schädigungen auch an gesunden Fichten und ganzen Wäldern kommen, der sogenannte Stehendbefall.
Der erste Borkenkäfer am Baum untersucht seine Umgebung. Passt diese, holt der Käfer durch bestimmte Pheromone und baumeigene Düfte andere Käfer zu sich. Dabei bohren sich die Käfer gemeinsam unter die Rinde und beschädigen somit den lebenswichtigen Bast der Bäume. Der Bast ist eine lebensnotwendige Leiterbahn für den Transport des bei der Photosynthese entstandenen Zuckers.
Unter der Rinde legen die männlichen Borkenkäfer sogenannte Rammelkammern für jedes Weibchen an. Diese sogenannten Rammelkammern dienen zur Paarung. Die Weibchen legen ihre Eier in den Seitengängen ab. Aus diesen Eiern entwickeln sich Larven, die weitere Fraßgänge anlegen. So entsteht das charakteristische Fraßbild unter der Fichtenborke. Sind die befallenen Bäume voll besiedelt und für weitere Käfer nicht mehr attraktiv, wird dieses wieder durch ein Pheromon mitgeteilt. Zudem können die Borkenkäfer in jeder Entwicklungsphase unter der Borke überwintern. Es kann auch vorkommen, dass sich einzelne, ausgewachsene Käfer in den Boden vergraben, um dort auf das nächste Frühjahr zu warten.