Baum des Jahres 2022

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Buche – Rot-Buche (Fagus sylvatica)
Herrscherin im Waldschatten

Beschreibung

Die Rot-Buche (Fagus sylvatica) ist eine sommergrüne Baumart, mit einer durchschnittlichen Höhe von 30 bis 40 m. Die maximale Baumhöhe beträgt 45 m. Sie erreicht ein Höchstalter von 300 bis 400 Jahren. Ihre Verbreitung liegt in den gemäßigten bis warmen Klima Europas. Im Norden und Nordosten Europas fehlt sie. Durch ihre hohe Schattentoleranz prägt die Rot-Buche an diesen Orten die Waldentwicklung und bildet sogenannte Hallenwälder. Diese besitzen fast keinen Unterwuchs, da die große gewölbte und dunkle Krone nur wenig Licht zum Waldboden durchlässt. Dabei sind die ältesten bekannten Rot-Buchen 900 Jahre alt. Das Nutzungsalter der Rot-Buche liegt zwischen 80 und 140 Jahren.

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Das Laubblatt ist zwischen fünf und zehn Zentimeter lang und ist an extreme Beschattung gut angepasst. Die Blätter erscheinen gleichzeitig mit der Blüte im April bis Mai. Sehr auffällig ist ihre große, ausladende Krone. Diese lässt auch nur wenig Licht zum Waldboden. Die eigenen Keimlinge können diesen Schatten jedoch gut verkraften, andere Baumarten jedoch nicht. Daran lässt sich die enorme Schattentoleranz der Rot-Buche ableiten. Die Keimlinge können selbst zwei Jahrzehnte mit sehr wenig Licht überleben. Dabei wird allgemeinhin von der „Wartestellung“ gesprochen. Bei dieser „Wartestrategie“ ordnen sich die Blätter des obersten Triebes zuerst waagerecht an und richten sich bei ausreichender Belichtung schließlich auf. Somit kann es sogar sein, dass eine Rot-Buche 20 Jahre alt ist, aber nur eine Höhe von weniger als einem Meter aufweist. Diese Baumart entwickelt ein Herzwurzelsystem, welches für gute Standfestigkeit sorgt. An sich ist die Rot-Buche trockentolerant, aber extrem langanhaltende Trockenheit, wie die Sommer 2018/2019, verkraftet auch sie nicht ohne Folgen. Ursächlich dafür ist vor allem, dass ältere Rot-Buchen ( >120 Jahre) ihr Wurzelsystem zurückbilden. Damit geht zunehmend die Standfestigkeit verloren und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenperioden sinkt erheblich.

Die Rinde berichtet über die Vergangenheit
Bei der silbergrauen Rinde handelt es sich um den sogenannten Rindentyp Glattrinde. Anhand dieser kann der „Lebenslauf“ der Rot-Buche abgelesen werden. Ein markantes Erkennungsmerkmal der Rinde sind die sogenannten Chinesenbärte (grüne Umrandung), die kaum eine andere Baumart besitzt.
Alte Verletzungen außen durch den Einfluss der Natur oder das Einritzen der Rinde durch den Menschen bleibt lebenslang ersichtlich.
Ein Nachteil dieser sehr dünnen Rinde ist, dass bei zu starker und plötzlicher Sonnenstrahlung die Rinde abstirbt und der Baum geschädigt wird.

Verbreitung

Die Rot-Buche ist die in Mitteleuropa am meisten vorkommende Baumart. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in den gemäßigten und warm gemäßigten Teilen von Europa. Auf dürregefährdeten Standorten ist sie kaum bis gar nicht existent. Auch dauerhaft nasse und/ oder moorige Böden meidet sie. Ansonsten ist die Rot-Buche die „Herrscherin des Waldes“ aufgrund ihres vermehrten Auftretens in den meisten Wäldern Europas. Vor dem menschlichen Einfluss waren 90% Deutschlands mit dieser Baumart besiedelt. Allerdings sind sich selbst die Experten nicht ganz einig. Der Wert schwankt unter den Dendrologen zwischen 65% und 95%.
Weitere Ursachen für das Vorkommen ist in der Jugend die erhöhte Spätfrostempfindlichkeit, die mit zunehmendem Alter abnimmt. Deswegen nimmt der Verbreitungsschwerpunkt mit Richtung Norden ab.

Holzverwendung

Die Holzqualität dieser Baumart ähnelt in seinen technischen Eigenschaften den tropischen Hölzern. Die Rot-Buche ist in Europa eine der wirtschaftlich bedeutendsten Laubhölzer. Aufgrund ihres harten Holzes genießt sie eine hohe Beliebtheit in der Forst- und Holzwirtschaft. Ihr hartes und rötlich schimmerndes Holz kann vielfältig verwendet werden. In der Möbelindustrie und bei der Herstellung von Gebrauchsgegenständen findet diese Baumart eine große Beliebtheit. Aufgrund ihres hohen Heizwertes wird sie gerne als Brennholz genutzt.
Weiterhin ist sie als sehr imposanter Parkbaum verbreitet. Gerade ihre verschiedenen Varietäten, allen voran die Blut-Buche, werden zu landschaftspfleglichen Zwecken in Städten gepflanzt. Zudem bietet die Rot-Buche einen idealen Lebensraum für verschiedene Arten der Flora und Fauna.

Historisches

Bei Gewittern allgemeinhin gilt der Spruch „Vor den Eichen sollst du weichen, die Buchen sollst du suchen“. Dieser Spruch sollte jedoch keine praktische Anwendung finden, da Blitze bei Gewittern entlang der nassen Rinde der Buchen herabgleiten.
Von dem Wort Buchenholzstäben entstand schließlich das Wort Buchstabe. Diese nutzte man früher zum Schnitzen.
Auch verschiedene Orts- und Familiennamen leiten sich von dem Wort „Buche“ ab.

„Wo sie wächst, bestimmt sie als »Mutter des Waldes« das Geschehen.“
(Zitat von Andreas Roloff „Der Charakter unserer Bäume“)